veröffentlicht im Oktober 2016
in der Fachzeitschrift für Autorinnen und Autoren „Federwelt“ Nr. 120
Heute schon geschrieben?
Teil 4: Die richtige Erzählperspektive finden (2)
Ich-Erzähler und auktoriale Erzählperspektive – Vorteile und Tücken
Mit unserem für die Federwelt adaptierten Heute-schon-geschrieben?-Mitmachkurs möchten wir Sie einladen, eine Kurzgeschichte zu entwickeln, die das Zeug hat, in einer Anthologie zu landen oder bei einem Wettbewerb zu überzeugen. Dafür liefern wir schrittweise die Theorie, Übungen und eine Schreibaufgabe zum Lösen und Einsenden. (Und natürlich sprechen wir alle heißen Problemeisen an! Dinge, die vielen AutorInnen zu Anfang Probleme bereiten.)
Erreicht uns zur jeweiligen Aufgabe ein Text, den wir klasse finden, drucken wir ihn (oder einen Auszug daraus) im nächsten Heft, zusammen mit einer kurzen Begründung von Diana Hillebrand, was genau diesen Text „veröffentlichenswert“ macht. Zum Mitlernen für alle! (Einsendeschluss diesmal ist der 20. Oktober 2016.)
Für den Abdruck erhält die Autorin/der Autor eine signierte Gesamtedition von „Heute schon geschrieben?“. Wer sich am Ende der Reihe mit seiner Kurzgeschichte ins Kursfinale schreibt, gewinnt dazu: die kostenlose Teilnahme an einem Schreibkurs seiner Wahl bei Diana Hillebrand in der WortWerkstatt SCHREIBundWEISE in München, München, inklusive Verpflegung, exklusive Anreise und Unterkunft. (Der Gewinn ist nicht auszahlbar. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.)
Und nun geht’s los!
Die Ich-Erzählperspektive*
Die Ich-Perspektive ist sehr beliebt. Doch vielleicht ist sie die schwierigste Erzählperspektive. Warum? Weil sie so verführerisch ist, weil sie so nah an einem selbst dran ist. Ich, das klingt wie ich, die Autorin. Auf den ersten Blick scheint es so einfach zu sein, in der Ich-Form zu schreiben. Aber genau darin liegt die Krux. Diese Perspektive macht uns etwas vor. Sie lockt uns mit vertrautem Blick, und wenn wir nicht aufpassen, ist es passiert: Plötzlich steckt ganz viel von einem selbst in der Figur. Die Autorin/Der Autor ist das Ich. Genau das sollte nicht passieren!
Und weil es so wichtig ist, gleich noch einmal: Der Ich-Erzähler ist nicht der Autor! Der Ich-Erzähler ist eine fiktive Figur. Darin liegt die Herausforderung: vom Ich zu schreiben, ohne Ich zu sein. Trotzdem muss man sich – wie in anderen Erzählformen auch – in die Figur hineinversetzen.
Welches Ich erzählt?
Selbstverständlich kann der Ich-Erzähler der Protagonist einer Geschichte sein, der alles aus seiner Sicht erlebt und erzählt. Manchmal ist das Ich aber auch eine der Hauptfigur nahestehende Person. Ein Freund, die Mutter, ein Enkel und so weiter. Dann erzählt dieses Ich die Geschichte aus seiner Sicht oder aus seiner Erinnerung heraus. Dabei nimmt es eine beobachtende oder erinnernde Position ein. Das klingt jetzt sehr theoretisch – und komplizierter, als es tatsächlich ist. Am besten erläutere ich das anhand von zwei Beispielen. Zunächst ist der Ich-Erzähler die Hauptfigur, dann eine der Hauptfigur nahestehende Person:
Beispiel 1:
Als ich das Café betrete und meinen Schirm an die Garderobe hänge, ist es augenblicklich still. Meine Augen konzentrieren sich auf die rostbraunen Fliesen unter meinen Füßen. Nur ja nicht hochschauen. Ich weiß, was mich erwartet: die bohrenden Blicke dümmlicher Bauernschädel. Hillmanns von nebenan, Bäcker Dietl und der Pfarrer, der sich aufspielt, als hätte er die Zehn Gebote persönlich vom Berg Sinai geholt. Ohne auf die anderen Gäste zu achten, suche ich mir einen Tisch in einer Nische. Du sollst nicht ehebrechen. Dieser Satz hängt im Raum, hallt von der dunkelbraunen Wandvertäfelung wider, wabert durch all das Schweigen und die unheilvollen Blicke und trifft mich messerscharf, gerade als der Kellner die Getränkekarte vor mir auf den Tisch knallt. „Sie werden sicher nicht lange bleiben, oder?“ Ich sehe auf und erkenne, dass dies keine Frage ist, sondern ein Befehl.
Genau so, wie die Protagonistin (streng genommen weiß der Leser an dieser Stelle noch gar nicht, dass es sich um eine Frau handelt, aber ich als Autorin weiß es) die Situation in dem Café erlebt, erlebt sie auch der Leser. Die Szene ist bewusst im Präsens geschrieben. Der Leser hat das Gefühl, alles passiert jetzt. Natürlich könnten Sie die Szene auch in der Vergangenheit schreiben, dadurch entsteht eine zeitliche Distanz. Die Protagonistin, die hier auch die Ich-Erzählerin ist, hätte dann vermutlich einen anderen Blick auf die Situation. Sie würde sich daran erinnern und stärker bewerten. Sie wüsste dann auch schon, was danach alles passiert ist. Im Klartext: Sie wüsste, ob sie das Dorf verlassen hat, was man ihr noch alles angetan hat und ob sie inzwischen glücklich ist oder noch unglücklicher ...
Schauen wir nun, was passiert, wenn der Ich-Erzähler jemand ist, der der Hauptfigur nahesteht und der die Szene in der Vergangenheit aus der Erinnerung erzählt. Das Setting bleibt dabei gleich.
Beispiel 2:
Als Rose den Raum betrat, sah ich die verlaufene Wimperntusche unter ihren Augen. Sie war klatschnass. Den Schirm, den sie offenbar nicht benutzt hatte, hängte sie an die Garderobe. Von allen Tischen hörte ich leises Getuschel. Oh Rose, dachte ich, das hast du nicht verdient. Du hättest niemals an diesen gottverdammten Ort kommen sollen. Hättest deine groß geblümten Kleider und die hohen Schuhe besser weiter durch die Straßen von München tragen sollen. Dort hätten deine Absätze fröhlich über das Pflaster geklackt und wären nicht im Mist versunken. Über den Rand meiner Tasse sah ich den Pfarrer. Sein Blick auf Rose war wie das Jüngste Gericht. Am liebsten wäre ich aufgestanden und hätte ihm seinen Bienenstich ins Gesicht geklatscht und die Bibel obendrein.
Wie ein Blitz traf mich dein Blick, Rose! Was hätte aus uns werden können? Doch du bist an meinem Hof vorbeigegangen, ohne mich zu beachten. Du hattest es auf die Pferde abgesehen und auf Jan-Philipp Borkenhagen. Dein Kleid wehte im Sommerwind damals, vor drei Jahren, als du hier bei uns ankamst. Die Frauen standen hinter der Gardine, und die Männer wischten sich den Schweiß von der Stirn. Lieber Gott, das konnte nicht gutgehen.
Beide Beispiele wirken ganz unterschiedlich auf uns LeserInnen. Im ersten Fall sind wir nah an der Protagonistin Rose, erleben ihre Ängste und ihre Gedanken unmittelbar. Im zweiten Beispiel nimmt der Ich-Erzähler eine beobachtende und sich erinnernde, wertende Perspektive ein. Wir erleben die Gedanken und Gefühle der Person, die Rose nahesteht, können aber nicht mehr in ihren Kopf schauen. Unsere Sicht auf Rose wird durch den Blick der sich erinnernden Person geprägt. Wir sind Rose etwas ferner als im ersten Beispiel. Dafür erleben wir durch den Ich-Erzähler stärker das Wir der Dorfgemeinschaft. Auch kann dieser, weil er aus der Erinnerung heraus berichtet, seine Vorahnungen von damals anbringen. Das geschieht hier mit dem Satz: „Lieber Gott, das konnte nicht gutgehen.“ Darüber hinaus habe ich mich eines stilistischen Kunstgriffs bedient. Der beobachtende, sich erinnernde Ich-Erzähler spricht Rose in seinen Gedanken an. Das schafft mehr Nähe zu ihr, der Hauptfigur. Wir wissen in diesem Moment mehr, als die Hauptfigur Rose selbst in der Situation wusste. Dadurch entsteht Spannung.
Normalerweise werden Sie nur einen Ich-Erzähler, eine Ich-Erzählerin haben. Denkbar wäre aber auch, dass Sie Ihre Geschichte aus der Sicht mehrerer Ich-ErzählerInnen schreiben. Dann ist es allerdings sehr wichtig, dass Ihre LeserInnen immer nachvollziehen können, welche der Figuren gerade aus der Ich-Perspektive erzählt. Man muss sie also voneinander unterscheiden können! Das ist nicht einfach. Eine Möglichkeit ist es, die verschiedenen Erzähler durch Kapitel voneinander zu trennen. Aber wie gesagt, üblich und auch einfacher ist es sicher, wenn Sie sich auf einen Ich-Erzähler, eine Ich-Erzählerin beschränken. – Ob dann allerdings die Ich-Erzählperspektive überhaupt die richtige Wahl ist, müssen Sie entscheiden. Ich erlebe regelmäßig in meinen Kursen, dass sich gerade Einsteiger damit schwer tun. Diese strikte Einhaltung der alleinigen Sicht einer Figur macht manchmal Probleme. Sollten Sie sich dennoch dafür entscheiden, achten Sie auch darauf, dass nicht alle Sätze mit „Ich“ anfangen.
Natürlich darf man die Perspektiven auch mischen. Ja, man kann sogar einen personalen mit einem Ich-Erzähler kombinieren. Wichtig ist dabei, dass die LeserInnen diesen Perspektivenwechsel nachvollziehen können, dass die Szenen also lang genug sind oder die verschiedenen Erzählerinnen durch Absätze getrennt sind. Aber man sollte nicht zu viele Erzähler einsetzen. Das könnte die LeserInnen verwirren. Letztlich aber entscheiden Sie als AutorIn über die für die Geschichte passende Erzählform.
Schreibübung*: Der Ich-Erzähler schreibt einen Brief
Kommen wir zu Ihrem eigenen Projekt. Eine sehr schöne Übung für das Erzählen aus der Ich-Perspektive ist es, einen Brief zu schreiben. Stellen Sie sich vor, Ihre Figur schreibt einen Brief an seine/ihre ehemalige große Liebe. Aber nicht vergessen, nicht Sie schreiben diesen Brief, sondern Ihre fiktive Figur. Beginnen Sie mit: ... ich schreibe dir heute diesen Brief, weil ...
Ich überlasse es Ihnen und Ihrer Fantasie, weshalb der Protagonist diesen Brief schreibt. Zur Inspiration: Vielleicht ist er unheilbar krank und möchte mit seinem Leben abschließen oder er hat große Sehnsucht und versucht, an alte Zeiten anzuknüpfen. Er könnte auch stinksauer sein ... ja, weswegen eigentlich? Sie entscheiden. Viel Spaß dabei!
Die auktoriale (allwissende) Erzählperspektive*
Jetzt wird es göttlich! Wenn Sie diesen Zustand bisher beim Schreiben noch nicht erreicht haben, nun werden Sie ihn erleben. Denn wir wenden uns einer Perspektive zu, die man wohl am ehesten mit einem göttlichen Blick vergleichen kann. Stellen Sie sich vor, Sie könnten in die Zukunft und in die Vergangenheit sehen, Sie könnten in die Köpfe der Menschen blicken, deren Gedanken und Gefühle lesen und wüssten genau, was diese vorhaben, welchen Täuschungen sie unterliegen. Stellen Sie sich vor: Als auktorialer Erzähler, als auktoriale Erzählerin können Sie jede Entfernung mit der Geschwindigkeit eines Wimpernschlages überwinden; ja, Sie können sogar an mehreren Orten gleichzeitig sein. Sie schweben über der Geschichte.
Auktoriale ErzählerInnen stehen also nicht als Figuren innerhalb der Geschichte. Vielmehr sind sie Erzählstimmen, die von außerhalb berichten, zusammenfassen und schildern. Dabei spricht ein allwissender Erzähler nicht selten sogar den Leser direkt an:
Wie ein Teppich aus Dächern, Hinterhöfen, Plätzen, Straßen und dem schimmernden Band der Isar rekelte sich München am 8. Juli 2013 in der noch kühlen Morgensonne. Die Türme der Frauenkirche wirkten, als hätte jemand sie mit der Schere ausgeschnitten und auf das tiefe Blau des Himmels geklebt. [...] Die goldenen Kugeln auf den zwei Türmen glänzten. Und nur wenige der Touristen in ihren Hotelbetten kannten den genauen Höhenunterschied der beiden Türme, der [...] nur zwölf Zentimeter betrug. [...]
Sebastian schwang die Beine über die Bettkante, um nach einem ausgiebigen Frühstück zu seinem ersten Wohnungsbesichtigungstermin zu gehen. Noch glaubte er, relativ zügig eine Wohnung zu finden, bevor er in zwei Wochen seinen Dienst antreten musste. Doch, liebe Leser, Sie wissen es besser, nicht wahr? [...]
In dem Beispiel habe ich einige Möglichkeiten der auktorialen Erzählweise ausgeschöpft: Der Leser sieht von oben auf die Stadt München. Er erfährt einige sachliche Details, die ich einer fiktiven Figur (es sei denn, sie wäre eine München-Expertertin) so nicht in den Mund oder in die Gedanken legen würde. Denn schriebe ich die Geschichte aus Sebastians Sicht – also personal oder in der Ich-Form –, würde er solche Details vermutlich noch gar nicht wissen, da er gerade erst in die Stadt gekommen ist. Jedenfalls müsste es einen guten Grund dafür geben, dass er solche Einzelheiten über München kennt. Anders der auktoriale Erzähler: Er weiß alles und er sieht alles. Er sieht auch Sebastian in seinem Bett, und ich könnte eine auktoriale Erzählerin sogar in Sebastians Gedanken lesen lassen:
Sebastian Schell dachte daran, dass er gleich die U3 ab Marienplatz nehmen, die wenigen Stationen bis zur Münchner Freiheit fahren und dann seine künftige Wohnung betreten würde. Er wusste nichts von der rund zehn Meter langen Schlange von Bewerbern, die sich von der Wohnungstür bis auf die Straße zog. [...]
Doch auch wenn ich eine auktoriale Erzählerin, wie in diesem Beispiel, in Sebastians Kopf lesen lasse, bleibt eine gewisse Distanz zur Figur. Spannung entsteht hier vor allem durch den Informationsvorsprung, den ich dem Leser gewähre, indem ich ihm sage, was Sebastian alles nicht weiß! Denn der Leser möchte natürlich wissen, wie Sebastian mit der Wohnungssituation in München umgeht. Auch die direkte Ansprache an den Leser durch die folgende Passage: „Doch, liebe Leser, Sie wissen es besser, nicht wahr?[...]“ würzt die Geschichte, indem der Erzähler dem Leser mehr Wissen zutraut als der Figur Sebastian. Verständnisinnig nicken wir dem Erzähler an dieser Stelle zu und belächeln den naiven Sebastian. Schriebe man allerdings die ganze Geschichte, das gesamte Buch allein in der auktorialen Erzählperspektive, würde das vermutlich sehr schnell langweilig werden. Denn wenn der Leser schon alles weiß, wenn ihm alles erklärt und er auf alles hingewiesen wird, dann legt er das Buch irgendwann genervt zur Seite. Denn richtig spannend wird es doch dann, wenn wir Sebastians Gefühle und Ängste miterleben, seinen Täuschungen unterliegen. Selbstverständlich kann und darf man ein Buch in der auktorialen Erzählstimme beginnen oder sich dieser innerhalb der Geschichte immer wieder bedienen, wenn es darum geht, Distanz oder Überblick zu schaffen. Doch würde ich immer wieder in die personale oder Ich-Erzählperspektive wechseln, um Spannung aus den Figuren heraus aufzubauen. Sonst ähnelt das Buch sehr schnell einem sachlichen Bericht oder bekommt einen ironischen Touch.
Stellen Sie sich vor, Sie sind Sebastian, der voller Tatendrang und positiver Gedanken in die U-Bahn steigt, und Sie wüssten nichts von der langen Schlange vor der Wohnungstür, dann würde Sie – wie Sebastian – der Schlag treffen, wenn Sie dort ankommen. Unbestritten berührt Sie das emotional sehr viel stärker, als wenn eine auktoriale Erzählstimme Ihnen das alles vorab schon verrät, oder? Trotzdem ist die auktoriale Erzählstimme ein wichtiges Instrument, das Sie verwenden können, wenn Sie etwas erzählen wollen (müssen), was Ihre Figur nicht wissen kann. Allerdings müssen Sie dieses Instrument gekonnt und durchdacht einsetzen. Für den Schwenk zwischen verschiedenen Erzählstimmen muss es immer einen erzählerischen Grund geben. Eine auktoriale Erzählerin informiert den Leser ebenso über komplexe Zusammenhänge. Ein schönes Beispiel dafür bietet der Einstieg in das Buch Das Parfum von Patrick Süskind.
Schritt 1: Grundüberlegungen anstellen und eine Szene mit Übergang zur nächsten notieren:
- Wer ist die Hauptfigur Ihrer Kurzgeschichte? (Wie sieht sie aus, wie tickt sie, was ist ihr Ziel, was will sie unbedingt haben/erreichen: Angst loswerden, den Traumjob, nicht mehr Mobbingopfer sein, sich an jemandem rächen, Tanzen lernen, die Traumfrau, den Mörder finden ...? Passt dieses Ziel zur Figur oder braucht sie eigentlich etwas ganz anderes? Gern können Sie hier die Figurencharakterisierung nutzen, die Sie im zweiten Teil des Kurses erstellt haben.)
- Wer ist oder sind ihre Gegenspieler? (Ist der Gegenspieler eine Figur und nicht das Wetter, die Zeit et cetera: Wie tickt er und was ist sein Ziel?)
- Wann, wo und wie oft sollen Hauptfigur und Gegenspieler aufeinandertreffen? Welche neuen Entwicklungen/Umstände sorgen dafür, dass die Geschichte spannend bleibt und weiterläuft?
- Welche der Szenen, die Ihnen einfallen, endet in einer Katastrophe für die Hauptfigur? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus?
- Was wird Ihre Hauptfigur jetzt tun?
Öffnen Sie Ihr Normseiten-Dokument. Speichern Sie es unter dem Namen: Perspektivtest-Szene. Schreiben Sie nun das Ende einer „Katastrophenszene“, zeigen Sie, in welchem Dilemma sich die Hauptfigur befindet und leiten zur nächsten Szene über, wo Ihre Hauptfigur eine Entscheidung treffen muss und entsprechend handelt.
Schritt 2: Schreibübung: Spielen Sie mit den Perspektiven*
Spielen Sie mit den bisher vorgestellten Perspektiven: der personalen [Federwelt, Heft 119], der auktorialen und der Ich-Perspektive. Je öfter Sie diese bewusst verwenden, desto leichter fällt Ihnen der Umgang damit. Sie werden die Stärken und Schwächen jeder einzelnen Art zu erzählen am eigenen Text erfahren.
Ein Tipp: Für manche ist es einfacher, sich zunächst keine oder nur wenig Gedanken über die Perspektive zu machen. Schreiben Sie einfach drauflos. Sie können jederzeit in einem zweiten Schritt darüber nachdenken, ob die Perspektive die Richtige ist. Wenn Sie das Gefühl haben, es passt noch nicht, fangen Sie noch einmal an und versuchen es in einer anderen Erzählperspektive. Sie können auch – wie beim Stricken – mit einer „Maschenprobe“ beginnen und die Perspektiven jeweils mit ein paar Sätzen durchprobieren. Speichern Sie die Schreibübung zu jeder Perspektive in einem separaten Dokument: Perspektivtest-Szene_personal, Perspektivtest-Szene_auktorial usw.
Schritt 3: Die Katastrophenszene in Ihrer Lieblingsperspektive (Aufgabe zum Einsenden)
Sie haben mithilfe der Fragen aus „Schritt 1“ das Ende einer Katastrophenszene geschrieben? Und im Anschluss daran den Anfang einer neuen, die zeigt, zu welcher Handlung (oder welchen Handlungen) sich Ihre Hauptfigur nun getrieben fühlt? Sie haben für diesen Text mit verschiedenen Perspektiven gespielt?
Dann lesen Sie los! Lesen Sie alle Texte, die bei Ihren Übungen entstanden sind, und entscheiden Sie: Welche Perspektive gefällt Ihnen am besten? Welcher Text verspricht die größte Spannung? Kürzen Sie diesen Text auf 1.500 Zeichen inklusive Leerzeichen. ...
*Adaption aus „Heute schon geschrieben?“, Band 1
Dieser Artikel wurde im Oktober 2016 in der
„Federwelt — Zeitschrift für Autorinnen und Autoren —“
veröffentlicht.
Autorin: Diana Hillebrand | www.diana-hillebrand.de
© Diana Hillebrand